Teilnehmer
Angela Schanelec (Filmemacherin der Berliner Schule)
Dirk Knipphals (Literaturkritiker der TAZ)
Oliver Reese (Intendant des Schauspiel Frankfurt)
Moderation Martin Lüdke (Freier Literaturkritiker)
Das kulturelle Deutungsparadigma der letzten zwanzig Jahre war der Poststrukturalismus. Eine wie auch immer geartete „Realität“ jenseits der Sprache und der Zeichen wurde dem symbolischen Tod überantwortet. Doch nicht nur in der Literatur zeichnet sich eine Rückeroberung der Wirklichkeit ab. In der Filmästhetik der Berliner Schule, der Dramatik eines Volker Lösch oder der Projektgruppe „Das Rimini Protokoll“ lässt sich der gleiche Trend zum Authentischen beobachten. In ihm manifestiert sich ein dezidierter Anspruch der Kultur auf gesellschaftliche Relevanz. Das Spiel ist durchsetzt von Partikeln des Realen, seien es Videoschaltungen in Callcenter oder entlassene Quelle-Mitarbeiter, die sich auf der Bühne „selbst spielen“. In Szene gesetzt wird unsere soziale und ökonomische Wirklichkeit in ihrer ganzen Brutalität; Fiktion und Realität diffundieren.
Doch ob dieser Echtheitshype im Theater und im Film eine neue Legitimation kultureller Praxis erzeugt oder nicht vielmehr die selbstreferentielle Ästhetik der Postmoderne perpetuiert, ist zu diskutieren. Ebenso wie die Frage, warum – wie das Beispiel Helene Hegemann jüngst gezeigt hat – die künstlerisch an sich hochproblematische Kategorie der Authentizität wieder so hoch im Kurs steht.
Ort Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal, Willy-Brandt-Platz
Eintritt 6 Euro / ermäßigt 4 Euro
Anfahrt U1/2/3/4/5 Tram 11/12 (Willy-Brandt-Platz)